100 Tage im Bloggerland

100 Tage sind es heute. 100 Tage lässt man neu angetretenen Amtsinhabern als Phase des Einarbeitens, der Akklimatisierung. Und am 100. Tag wird dann gerne mal zurückgeschaut. Meine 100 Tage sind heute abgelaufen. Ich erlaube mit daher heute einen gänzlich unspektakulären und humorfreien Blick zurück in die letzten 100 Tage.

Begonnen hat alles mit Anke, die Ihr Weblog vor einigen Tagen plötzlich, unerwartet und einstweilen geschlossen hat. Ich weiß nicht, wie ich bei ihr gelandet bin, aber sie war meine Einstiegsdroge. Weiter ging es mit Lyssa. Beide las ich fortan nach jeder Aktualisierung. Der Suchtfaktor stieg täglich. Und jeden Tag fand ich einen neuen Hort täglicher Entblößung und Verschleierung, ob bei blogger, myblog, 20six oder wie sie eben heißen.

Gerade gestern – da wurde das Suchtpotenzial wieder ganz deutlich. Ich habe selten einen so ruhigen Tag im Bloggerland erlebt. Aber immer wieder schielte ich, ob sich nicht doch irgendwo etwas tun würde. Es tat sich kaum etwas. Das fand ich schade. Und nicht nur, weil mir damit Ablenkung von der Arbeit fehlte. Ich war auf unfreiwilligem Entzug.

Anfangs – und eigentlich ist das heute nicht anders – stand ich der Blogger-Welt mit ambivalenten Gefühlen gegenüber. Einiges erheiterte mich, anderes erstaunte mich, manches widerte mich an, anderes fand ich nur bedenklich. Aber es kribbelte. Und eines nachts legte ich eben selbst Hand an. Die Motivation liegt wohl irgendwo zwischen der Lust am Ausprobieren und Eitelkeit. Außerdem schreibe ich gern und komme in meinem Leben zu selten dazu.

Ich schrieb drauf los. Mal sehr persönlich, mal vollkommen abstrakt. Mal witzig, dann voller Melancholie. Ich verriet viel und fand später, es sei zu viel gewesen. Diese Identität hier sollte eine rein virtuelle bleiben. Blieb sie aber nicht. Der Mitteilungsdrang war dann doch zu groß. Ich verriet es zwei guten Freundinnen. Den besten. Weil mein Vertrauen zu ihnen nahezu grenzenlos ist. Ansonsten sollten die Welten schön getrennt voneinander bleiben.

Blieben sie aber nicht. Aus einer virtuellen Begegnung wurde eine reale Bekanntschaft. Eine, die ich gern mag.

Ein paar Mal näherten sich virtuelle Begegnungen auch einer Grenze, die mir Unbehagen machte. Aber das ging schnell vorbei. Und so langsam glaube ich, die Form gefunden zu haben, die ich dieser kleinen Welt geben will. Dieser wundersamen kleinen Welt, die ja ein Blick durch meine Augen ist. In die wundersame Welt da draußen.

Ich wurde sehr freundlich und sehr offen in der Gemeinde aufgenommen. Und manchmal schauen Menschen hier vorbei und schreiben mir. Und das erstaunt mich noch immer. Ich freue mich darüber. Vor allem natürlich dann, wenn ein Text auf eine Seele trifft und ich davon erfahre. Das rührt mich. Und es begeistert mich, wenn andere Menschen andere Gedanken in diese Welt tragen.

Nach 100 Tagen wollte ich schauen, ob das Bloggen etwas für mich ist. Danach wollte ich dann aufhören oder weitermachen. Hörte ich nun heute auf, fehlte mir etwas in meinem Leben.

Der Platz für meine kleinen Gedankensplitter und diese freudige Erwartung nach dem Anschalten des Rechners. Und vor allem all diese virtuellen Existenzen, in die ich mich so eingelesen habe in den letzten 100 Tagen. Mit denen ich mitlebe, ohne an ihrem Leben teilzuhaben.

Gute Beziehungen leben von Gewohnheit. Ich habe inzwischen einige gute Beziehungen in dieser Welt geknüpft, mich daran gewöhnt, mit ihnen zu lesen. Wenngleich das meine "Partner" selten wissen. Das schöne ist aber, dass es da draußen auch reale Beziehungen gibt. Denn ein Ersatz für die wäre diese Welt hier nicht. Aber vielleicht sehen wir uns ja mal in der anderen, der realen Welt. Oder auch besser nicht. :o)


18:53 Uhr von sebasLink11x mitgegeplaudertMitplaudern






 
*soifz*
... bleib du uns hier mal bloss erhalten - mir würde sonst wirklich was/wer fehlen !!! ;-) ... bei mir fing übrigens auch alles mit anke an ... und DU bist schuld, dass ich jetzt selber weblogge ;-) .... danke nochmal dafür ! *grinst*

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Schön geschrieben
und sehr nachfühlbar.

Bleib mal da... is schön hier :o)

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Manchmal denke ich auch, das reale Leben könnte so viel angenehmer sein, wenn man es etwas mehr auf Weblog-Art (zumindest der gern gelesener Weblogs) leben würde: ehrlich, offen und weitgehend freundlich.

Glückwunsch zur 100 und Entschuldigung für Pathos :o)

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Im realen Leben regiert das Missverständnis...
man hat nicht die Zeit, Dinge so auszuformulieren, dass sie gleich verstanden werden, nicht die Zeit, den Ton entsprechend anzupassen, wenn man gerade mal gereizt ist, es aber gar nicht so meint.

Und... man muss anderen in die Augen sehen, bekommt jede Reaktion mit und fehlinterpretiert das ggf. auch noch. usw. usf.

Schriftlich ist einfach. Weblog meist auch. Leben... ist tückisch.

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Hmm. Sehe ich eigentlich eher anders, bzw. mir kommt es oft so vor, als würde ich schriftlich eher missverstanden als im direkten Gespräch. Mag aber auch an meiner Art liegen, will da nichts verallgemeinern.

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ich bin gerührt,
dass ich beides durfte.

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Oder auch besser nicht.

Besser für Dich oder für uns? ;)

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Kommt drauf an.
Das liegt wohl jeweils im Blick des Betrachters. Oder der Betrachterin. Ich jedenfalls würde mir gern begegnen. ;o)

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Un'jetzt...
...schleimt er sich ein... holla ;o)

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Ach was.
Das war nur eine Übung in selbstkritischer Reflektion. Solche Sätze entwickeln wir gemeinsam donnerstags in der Männergruppe und dann wenden wir sie in passenden Situationen an. So.

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Selbstkritisch?
Hast Du das auch richtig verstanden? Hm..

Was gibts da noch für Themen? Gibts auch Tee? Grünen? Kräuter? Und Wollsocken? Martins?

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