Die Schweiz im Schnelldurchlauf.

Tag 1: Hamburg – Zürich – Winterthur – Chur.

Der Zürcher Flughafen gefällt mir wirklich gut. Sehr groß, sehr modern, sehr chic. Eingeschränkt nur durch die nachtschlafende Zeit meiner Ankunft. 7.20 Uhr. Dafür darf ich Winterthur beim Aufwachen zuschauen.

Anderthalb Stunden schleiche ich durch die Altstadt, während der Straßen sich langsam füllten, die Geschäfte geöffnet, die Bürgersteige gereinigt, Waren angeliefert wurden. Hier lerne ich das schöne Wort "Sommer-Liquidation" kennen und, dass man Türen, um sie zu öffnen, nicht drückt, sondern stößt. Und dass am Bahnhof gebaut wird.

Dann weiter nach Chur. Der ältesten Stadt der Schweiz. Klein und zuckersüß, in einem Tal gelegen, das den Römern einst als Durchgang nach Italien diente. Drumherum riesige Berge. Weiter oben, in Felsberg, gab es vor Jahren eine Steinlawine. Aber das passiert wohl nicht allzu oft.

Wäre auch schade um die wirklich schöne Altstadt mit ihren netten Gassen und alten Häusern. Und vielleicht auch um das – gemessen an der Einwohnerzahl – wirklich riesige Rotlichtviertel. Ich entscheide mich, den Avancen zu widerstehen.


So schön ist Chur: Wasser und Berge

Hinter dem Hotel Baustelle. Ein neuer Verkehrskreisel. Vor dem Hotel Baustelle. Der neue Bahnhof. Im Foyer des Hotels ein Internet-Terminal. Kostenfrei. Großartig. Verziehen der Baulärm. Zum Abendessen ein Riesenberg Rösti mit Spiegelei. Selten so voll gewesen. Zum Glück muss ich zum Hotel noch etwas laufen. Schlafen hätte ich so nicht können.


Blick aus dem Hotelzimmer: Bauarbeiten am Bahnhof


Tag 2: Chur – Bern – Lausanne

Bern zählt nicht wirklich. Nur eine kurze Plauderei am Bahnhofsplatz. Wenn die ganze Stadt so schön ist wie die Bauten rund um diesen Platz, ist Bern eine schöne Stadt.

Das kann ich von Lausanne nur sehr bedingt berichten. Natürlich, die Lage ist unschlagbar. Terassenartig nähert sich die Stadt vom Berg aus Ebene für Ebene dem See im Tal. Und da unten ist es wirklich schön. Aber sonst – wenig sehenswertes. Gleichwohl will ich da nochmal hin. Der Gegend um den See herum wegen. Und um mich gemeinsam mit anderen deutschen Touristen über den Namen des kleinen eingemeindeten Dorfes da unten lustig zu machen. Ouchy heißt es. Und ausgesprochen wird es schlicht Uschi.

Selbst das Internationale Olympische Komitee ist mit seinem Hauptsitz in Lausanne nicht mehr so ganz glücklich. Des Klärwerks wegen, von dem üble Gerüche ins Gebäude dringen. Trotz der Nachbesserungsarbeiten für 7 Millionen Franken. Nun soll nochmal nachgebessert werden. Für schlappe 4 Millionen Franken.


Lausanne: Am See ist es schön, sonst nicht so

Ach ja, am Bahnhof Lausanne wird auch kräftig gebaut. Und die Stadt bekommt eine zweite Metro-Linie. Und im Hotel gibt es im Foyer wieder einen Internet-Rechner. Schön. Diesmal aber gegen Geld. Na gut.


Tag 3: Lausanne – Genf

Genf beginnt bereits enttäuschend. Flughafen Genf – das klingt nach großem Geschäft, nach internationalem Umschlagplatz für heiße Waren, sieht aber aus wie ein kleiner Vorstadt-Flughafen. Zwei Taxen stehen vor dem Gebäude.

Die Stadt selbst – ähnlich wie Lausanne. Das Charmante ist die Lage am See. Mit der Fontäne darin fühle ich mich sehr an Hamburg erinnert. In den Straßen eher an die unschöneren Ecken von Rom oder Paris.


Fontäne im Genfer See: Erinnerung an Hamburg

Man fühlt sich allerdings sehr französisch. Nicht nur wegen der Sprache. Sogar die Ampeln gleichen denen in Frankreich. Und auch die Mentalität. Genf ist ja laut Namen nicht mehr nur Kanton der Schweiz, sondern "Kanton und Republik Genf". Man trägt sich mit Abspaltungsgedanken.

Als die Kantone Genf und Lausanne der Wirtschaftlichkeit wegen zusammengelegt werden sollten, gab es in der Volksabstimmung von beiden Seiten ein sattes Nein. Die Genfer gelten in Lausanne als hochnäsig und umgekehrt werden die Lausanner in Genf gern Bauerntölpel geschimpft.

Eine dieser Erfahrungen, die sich immer wieder bestätigt: Ein Land kann noch so klein sein, es finden sich immer Volksgruppen, die sich nicht leiden können.

Die Spalter in Genf glauben, sie könnten ein zweites Monaco eröffnen. Im Gegensatz zu Genf hat Monaco aber keinen defizitären Haushalt, aus dem sich ganz klar eine Abhängigkeit vom Staat ergibt.

Im Genf wird übrigens am Bahnhof gebaut. Und im Hotel gibt es einen Internet-Rechner. Auch hier nur gegen Geld.


Tag 4: Genf - Zürich - Hamburg

Genf verlasse ich als der Regen beginnt. Während der dreistündigen Zugfahrt prasselt er ans Fenster. Und hört erst damit auf, als ich in Zürich aussteige. Im Bahnhof, an dem gebaut wird. Die Sonne kommt mit meinem Erscheinen raus und zaubert einen prächtigen Regenbogen über die Stadt.


Ankunft in Zürich: Und der Regenbogen erscheint

Die schönste während dieser Reise. Auch hier ein See, an dem gesiedelt wird. Viele wunderschöne kleine Gassen, alte Häuser, schöne Straßen. Ja, Zürich mag ich nach der ersten Inaugenscheinnahme wirklich gern.

Befremdlich nur das Postamt, in dem man eine Nummer ziehen muss wie im deutschen Arbeitsamt. Das erinnert mich an den Bahnhof Florenz, wo der Service-Mitarbeiter sich weigerte, mich zu beraten. Ich hatte zwar brav 20 Minuten in der Schlange gestanden aber eben keine Nummer gezogen. Hier ist es anders. Das schöne Mädchen am Schalter verkauft mir trotzdem 5 Briefmarken.

Dann zum Flughafen. Wieder mit der hypermodernen U-Bahn zum Terminal und am späten abend zurück nach Hamburg.


Future-Style: Die U-Bahn im Flughafen Zürich


Die Erkenntnis.

Ich wusste wirklich nicht, dass die Schweiz so schön ist. Die Bahn immer pünktlich. Die Menschen freundlich. Die Berge überwältigend. Die Seen wunderschön. Und an den Bahnhöfen wird viel gebaut.

Ich mag die Multilingualität des Landes. Man weiß nie so ganz, wer einen verstehen kann und wer nicht. Trotzdem man sich die ganze Zeit in einem Land bewegt.


Und genau nehmen sie's auch: Hier ist jede Form von Rauchen verboten

Eigentlich ist die Schweiz gelebtes Europa. Und trotz der wirklich erwähnenswerten Freundlichkeit der Menschen sind sie solche Europa- und Vereinigungsmuffel. Das ist eigentlich schade. Aber sicher tiefenpsychologisch begründbar.

Gleichwohl: Hätte ich früher gewusst, wie schön das Land und manche Export-Managerinnen dort sind, wäre ich längst da gewesen. Ich fand es hübsch und ging mit einem fröhlich "Auf Wiederlurge", nicht ohne vorher noch schlappe hundert Franken für Schokolade auszugeben.


10:35 Uhr von sebasLinkEine/r hat mitgeplaudertMitplaudern






 
schön, dass es ihnen gefallen hat!
diese schokoladeneinkäufe zum schluss immer, italienische austauschschüler geben da wohl am meisten geld aus, irgendwie konnte ich das nie so ganz begreifen.

in der schweiz rechnet man am besten damit, dass die meisten leute verstehen, egal ob man deutsch, französisch, englisch oder vielleicht sogar italienisch spricht. gelebtes europa - vielleicht was die sprachen und den föderalismus anbelangt, aber viele leute haben hier angst, sind verschlossen, die unabhängigkeit und das geld und die arbeitssuchenden.

bern, die altstadt ist wirklich so schön, auch an der aare unten, eine richtige erholungsinsel. und die sbb, mit ihren neuen rail cities, ich hoffe, die sind bald mal feritg mit bauen.

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