Es gibt Probleme, die zu haben mir eher unangenehm ist. Es sind Luxusprobleme, für die man selten Mitleid, eher aber Neid engegengebracht bekommt.

Es gibt dieses wunderbare Zitat von Jean Paul: "Nur Reisen ist Leben, wie umgekehrt das Leben Reisen ist." Es ist sehr wahr. Bis zu meinem 20. Lebensjahr war Reisen eine aufregende Ausnahme in meinem Sein. Ich habe aufgeholt seitdem. Unzählige Stunden in Zügen, irgendwas zwischen 100 und 150 Bordkarten, fast 20 Länder – ich empfinde das als großes Privileg. Als erkämpfte Freiheit. Als Chance, ohne Tellerrand zu leben.

Kein Jahr war bislang jedoch so reiseintensiv wie dieses. Seit drei Monaten habe ich selten mehr als drei aufeinander folgende Nächte im selben Bett verbracht. Und das schlaucht.

Vergangene Woche habe ich das erstmals ganz tief gespürt. Zum ersten Mal in meinem Leben ging ich lustlos, fast widerwillig auf eine Reise. Das hat mich ein bisschen schockiert. Weder die Aussicht auf vier Flugstarts, jene magischen Augenblicke, noch die Erwartung einer schönen Frau änderten etwas daran.

Da wurde ich nachdenklich. Ich träumte mal davon, viel zu reisen. Nun reise ich viel und träume davon, mal zu verweilen. Es ist wohl immer die Mischung.

Die derzeitige Seelenlage macht die Kommunikation mit Mitmenschen allerdings zuweilen schwierig. Soll ich auf die Frage nach meinem Befinden mit meinem Luxusproblem antworten? Ach, eigentlich ist alles gut, nur das viele Reisen – das nimmt so mit, ich fühle mich ständig müde und ausgepowert.

Nein, das klingt nicht gut. Eher nach altem Angeber. Und als Moppelchen neulich sagte "Ach, Du Model Du", da wurde mir auch klar – den Plan, irgendwann doch nochmal mein Geld als Mannequin zu verdienen, hake ich hiermit. Die viele Reiserei... Zu anstrengend.

Ich bin dann jetzt mal bei Stuttgart.

du bist ein Model. Ein Role-Model. So als Frauenblogger.
:)