Am anderen Ende der Hauptstadt. Eine Gegendarstellung.

10:30
Wichtige Telefonate beginnen meinen Sonntag. Ich nehme sie gut verpackt unter zwei Bettdecken und im Schlafanzug entgegen.

12:05
Mit einem Blick auf die Uhr frage ich mich, wie bestimmte, an dieser Stelle ungenannte Personen es schaffen, sich bereits zur Mittagsstunde auf einem Bahnhof zu treffen.

14:30
Schleppe mich in die Dusche. Das Glück und die Gemeinsamkeit so nah. Doch das Trocknen der Haare ist Meditation. Es soll noch nicht sein! An seiner Stimme höre ich, er hätte sich gefreut.

15:52
Im Dauerlauf zur U-Bahn. Wow, dachte nicht, daß ich zu solcherlei sportlichen Höchstleistungen fähig bin. Jedesmal denke ich das, und daß Joggen eigentlich schön ist. Ich liebe das Gefühl, aus der engen Straße heraus, über den Kreisverkehr zur Kreuzung zu laufen, die von der großen Stadt spricht, nein sprudelt.

16:37
Den ersten Zucker des Tages nehme ich in Form von Watte zu mir. Am klassischen Holzstiel, versteht sich. Ungefärbt. Erinnerung an Kindheitstage.

16:46 - unendlich
Wir nehmen das Kettenkarussel. Kaum Zeit, die Handschuhe aus der Tasche zu kramen. Keine Mütze auf, die Mama wird schimpfen. Ich lasse mich in den Metallsessel fallen. Es beginnt, sich zu drehen. Ich schreie und jauchze, Runde um Runde. Ich fliege über die Spree. Die nasse, kalte Spree. Man hat von Unfällen gehört. Meine klammen Finger umklammern die Kette. Überleben, denke ich, und die Schuhe nicht verlieren.

16:55
Der rote Apfel da, der wird mich trösten. Komm her. Ich beisse hinein. Meine Knie zittern nicht mehr. Der zweite Zucker des Tages.

17:08
Damals waren die Strümpfe weiß, der Rock rot und der Panzer dunkelgrün. Papa fotografierte. Ich war stolz.



17:25
Nichts mehr übrig vom Perlmutt meiner Schuhe im Schlamm des Weges, der die Massen von einem Ende des Rummmels zum anderen schiebt.

17:38
Hand in Hand vorbei am Fernsehturm. Das Eis ist inzwischen geforen. Die Autos fahren langsamer. Allein spüre ich die Weite. Und dann: Ich werde sie kennenlernen!

18:06
Von der Galerie aus beobachte ich das Treiben im Bahnhofsgebäude. Hauptstadt, du meine Hassliebe. Was wird nur aus dir werden, Hasi?

18:13
Ich sehe die beiden sofort und eile die Treppe hinunter. Für einen Moment ist es, als wäre es mein Haus, meine Treppe und ich begrüßte meine Gäste.


23:38 Uhr von moppelchenLink2x mitgegeplaudertMitplaudern






 
DAS ist da jetzt kein Panzer auf dem Kinderkarussell, oder?

LinkGegenplaudern

 
Doch. Und dennoch keine Generation von Amokläufern.

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