Mein Handy belästigt wehrlose Damen.

Und plötzlich klingelt mein Handy. Nicht das eigentliche. Sondern mein Zweithandy für spezielle Einsätze. Kaum jemand hat die Nummer und so wundere ich mich kurz. Die anrufende Nummer wird übertragen, aber ich kenne sie nicht. Ich schiebe die Verwunderung zur Seite und stelle mich der Situation.

Ich: Ja?
Aggressive Männerstimme: Hallo? Wer is'n da?
Ich: Na wen wollen Sie denn sprechen?
Aggressive Männerstimme: Den Typen, der meine Freundin mit schmutzigen SMS belästigt.

Hier setzt dann wieder meine Verwunderung ein. Ich tu ja gern mal komische Dinge, aber Frauen belästigen macht man nicht. Und wenn, dann nicht so, dass man die Rufnummer dabei überträgt.

Ich lasse ihn an meiner verwunderten Verwirrtheit teilhaben und versichere, dass das keinesfalls von diesem Handy geschehen sein könne und mische etwas verzweifelte Empörung in meinen Tonfall. Dann – und das erstaunt mich noch immer – sagt er: "Ich gebe Sie mal weiter" und es ist erstmal still.

Ich: Hallo?
Verängstigte Frauenstimme: Ja?

Sie sagt nichts, also muss ich ran. Abermals erkläre ich wortreich, dass dieses Handy gerade eher zufällig an ist, was höchst selten passiert. Und dass sie von dieser Nummer keinesfalls belästigt worden sein kann. Dann sagt sie, sie habe heute die selbe SMS 36 mal erhalten und liest sie mir vor:

Ach, ich freue mich auf nachher.
Bin übrigens auf Urlaub und daher
verwahrlost anzusehen.
Aber frisch geduscht.


Ich beginne zu schmunzeln und zu begreifen und mich zu wundern, was an dieser SMS so schmutzig ist. Aber egal. Ich erkläre ihr, dass ich verabredet war und diese SMS einer Bekannten geschickt habe. Danach muss sich das Handy selbstständig gemacht haben.

Und außerdem kommt mir ihre Stimme – also die der Belästigten – schon die ganze Zeit bekannt vor. Dann endlich fällt der Groschen. Es handelt sich um eine Ex-Freundin. Ganz sicher bin ich aber noch nicht und nenne fragend ihren Namen – sie bejaht verunsichert und dann nenne ich meinen Namen und dann lachen wir erstmal.

Sie kennt die Nummer nicht. Eine alte Karte, die sonst andere Menschen in Benutzung hatten. Das Handy aber stammt noch aus jener Zeit, in der wir bevorzugt miteinander kommunizierten. Deshalb steht ihr Name ganz oben im Telefonbuch.

All das erkläre ich ihr und sie sagt, dass es schön sei, dass wir uns mal wieder gesprochen hätten und ich hätte so ja auch mal ihren neuen Freund kennengelernt. Und dann lachen wir wieder, wünschen uns einen schönen Jahreswechsel und ich bleibe etwas irritiert zurück.

Komische Achterbahn. Dieses Handy treibt es bunt mit mir. Unter den gesendeten Objekte sehe ich dann, dass ich ihr diese SMS unbemerkt 35 mal geschickt habe. Sie hat mit 36 mal also etwas übertrieben und er hat überdies wirklich keine sympathische Stimme.

Aber wenigstens hat sie endlich jemanden. Sie war – wir haben sporadisch einen netten Kontakt – zuletzt sehr unglücklich so allein. Biologische Uhr und so.

Jedenfalls wollte ich von Handy berichten, dass mich in diesem Jahr schon zweimal ungewollt mit dem Mädchen - auch wenn man Damen über 16 nicht mehr Mädchen nennen darf, wie Frau Fragmente mich jüngst belehrte – verbunden hat, das mir in diesem Sommer unter reger Anteilnahme der geneigten Leserschaft mein kleines unschuldiges Herzelein brach.

Beim ersten Mal saß ich in einem Geschäftsessen, als es von irgendwoher unangenehm piepte. Ich schaute mich etwas ratlos um, denn es gab auf der Terrasse nur mich und mein Gegenüber. Es dauerte einen Augenblick bis ich realisierte, dass das Piepen aus meiner Hose kam. Der Lautsprecher war an und es klingelte am anderen Ende bei ihr.

Sie ging nicht ran, ich legte auf und schickte ihr später eine SMS, in der ich ihr erklärte, dass mein Handy sich selbstständig gemacht habe. Wahrscheinlich hat sie mir kein Wort geglaubt. Ich hätte mir auch kein Wort geglaubt. Und geantwortet hat sie auch nie. Pute.

Und dann gab es noch diesen Abend, an dem ich nach Hause spazierte, Moppelchen anrufen wollte, die Wahlwiederholung drückte und an erster Stelle entgegen meiner Erwartung eben nicht Moppelchen dort fand sondern wieder sie. Mein Telefon hatte sie unabhängig von meinem Willen – und ihm sogar entgegen – kontaktiert. Unbemerkt.

Diesmal keine SMS, keine Reaktion von ihr. Auch gut.

Ich wünschte, mein Handy wäre origineller, würde mich mit fremden Damen verbinden, statt nur wieder und wieder die Nummern abgelegter Abenteuer zu wählen.

Entweder beim nächsten Mal springt eine interessante neue Affäre raus oder ich versuche mal die Tastensperre.


13:22 Uhr von sebasLink2x mitgegeplaudertMitplaudern






 
Beruhigt mich ja, dass sowas nicht nur mir passiert. Aber besser keine Reaktion als diese: Nur infomässig, Ich [sic!] lasse mein Telefonanschluß seit dem vergangenen Freitag protokollieren, weil ich seit ca. 3 Wochen Belästigt [sic!] werde, die ich damals bekam ....

Da hilft übrigens nur eins: Nummern, die nicht mehr angewählt werden sollen - bewusst oder unbewusst - einfach löschen!

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die tastensperre
ist wahrlich hilfreich. allerdings ist es auch nett, wenn man abends nach hause kommt und zehn minuten der eben besuchten party auf dem anrufbeantworter vorfindet.

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