Darf ich Dich mal kurz makeln?

Sie komme kaum noch dazu, sich um ihren Haushalt zu kümmern, sagte sie mir. Und dann ging sie ins Detail. Das tut sie mit Vorliebe bei all jenen Themen, von denen sie sicher weiß, dass mich Details anwidern.

Sie habe in letzter Zeit nicht mal mehr Wäsche gewaschen. "Ich trage jetzt sogar", erläuterte sie, "meine Ich-bekomme-keinen-Besuch-mehr-Unterhosen wenn ich noch Besuch bekomme." Sie begann dann, die Optik und Beschaffenheit eben dieses Kleidungsstücks ausführlicher zu beschreiben.

Gegen meinen Willen und mein ästhetisches Empfinden. Ein anklopfender Anruf sollte meine Rettung sein. Und da stellte sie mir eine Frage, die ich so noch nicht gehört hatte: "Darf ich Dich mal kurz makeln?" Ich hatte gar nichts dagegen.

Während der stillen Phase in meinem Ohr dachte ich darüber nach, diese Frage in meinen aktiven Wortschatz aufzunehmen. Bislang sage ich nur Dinge wie "Ich muss Dich mal kurz beiseite hängen" oder "Ich muss mal kurz einen anderen Anrufer abwimmeln". "Darf ich Dich mal kurz makeln?" hat da eine ganz andere Qualität.

Als sie wieder dran war, hatte sie – wofür ich sehr dankbar war – den Faden verloren. Wir widmeten uns dann der Abendplanung.


10:18 Uhr von sebasLink | 0 Kommentare | Mitplaudern