Keine Antwort für das brave Mädchen.
Als die Sonne am Morgen über diesem See in Potsdam aufging, hatten wir eine wunderbare Nacht verbracht. Wir waren in der Stadt unterwegs, lang nach Mitternacht an diesem See gelandet, Stunden um Stunden plaudernd auf der Bank gesessen und schlenderten nun durch die von Tau bedeckten Wiesen.
Es war Zeit, Abschied zu nehmen. Und das in einem Lebensabschnitt, als Reisen noch keine Selbstverständlichkeit war, als unsere Eltern noch über jeden Schritt bestimmten. Sie versprach, mir zu schreiben. Und ich versprach, ihr zu antworten. Ganz sicher.
Einige Tage später kam ihr Brief. Doch mein Leben hatte sich schon weitergedreht. Und ich hatte in der selben Stadt noch ein anderes Mädchen kennengelernt. Eine kleine Punkerin mit rauchiger Stimme und verschwommenem Blick.
Das Mädchen mit dem Brief war eines von den braven. Engelsgleich fielen blonde Locken über ihre Schultern. Nur schöne Worte kamen über ihre zarten Lippen. Ich schrieb nie zurück.
Stattdessen telefonierte ich oft mit dem Punker-Mädchen. Wir kamen uns zwar auch nie viel näher, abgesehen davon, dass wir einmal sehr heftig knutschten, aber sie war wohl die aufregendere.
Jahre später hatte mich mein schlechtes Gewissen noch immer nicht so richtig gelegt. Und ich machte das brave Mädchen ausfindig. Mein Leben war inzwischen ein ganz anderes, spielte sich in einer ganz anderen Welt ab. Bei ihr war das ähnlich.
Ich erhielt auf meinen Versuch der Kontaktaufnahme tatsächlich eine Antwort. Eine, die mich deutlich spüren ließ, dass sie mir die Stille damals wirklich übel nahm. Wohl noch immer ein bisschen. Trotz all der Jahre die seither vergangen waren. Ich war eine Enttäuschung für sie und hatte nun die Gelegenheit, das gutzumachen.
Was soll ich sagen? Ich kam nicht zum Antworten. Es fehlte die Zeit und in Wahrheit wohl der Reiz, der wirkliche Wille. Und wieder plagt mich ein bisschen mein schlechtes Gewissen. Aber welche Glaubwürdigkeit hätte ein weiterer Versuch der Kontaktaufnahme? Ich lebe wohl nun damit, dass mich in der Ferne ein engelsgleiches Mädchen für unzuverlässig und doof hält.
Das Punker-Mädchen? Lebt inzwischen ein recht zivilisiertes Leben und rief mich gerade gestern an. Uns verbindet nun seit mehr als zehn Jahren, seit eben diesen zwei Tagen, die ich damals in Potsdam verbrachte, eine lose aber schöne Freundschaft.
Nach dem Anruf saß ich im Taxi und musste kurz an das andere Mädchen denken. Ich würde sie gern mal wieder treffen. Nach mehr als zehn Jahren. Ich mag solche Begegnungen.
Es war Zeit, Abschied zu nehmen. Und das in einem Lebensabschnitt, als Reisen noch keine Selbstverständlichkeit war, als unsere Eltern noch über jeden Schritt bestimmten. Sie versprach, mir zu schreiben. Und ich versprach, ihr zu antworten. Ganz sicher.
Einige Tage später kam ihr Brief. Doch mein Leben hatte sich schon weitergedreht. Und ich hatte in der selben Stadt noch ein anderes Mädchen kennengelernt. Eine kleine Punkerin mit rauchiger Stimme und verschwommenem Blick.
Das Mädchen mit dem Brief war eines von den braven. Engelsgleich fielen blonde Locken über ihre Schultern. Nur schöne Worte kamen über ihre zarten Lippen. Ich schrieb nie zurück.
Stattdessen telefonierte ich oft mit dem Punker-Mädchen. Wir kamen uns zwar auch nie viel näher, abgesehen davon, dass wir einmal sehr heftig knutschten, aber sie war wohl die aufregendere.
Jahre später hatte mich mein schlechtes Gewissen noch immer nicht so richtig gelegt. Und ich machte das brave Mädchen ausfindig. Mein Leben war inzwischen ein ganz anderes, spielte sich in einer ganz anderen Welt ab. Bei ihr war das ähnlich.
Ich erhielt auf meinen Versuch der Kontaktaufnahme tatsächlich eine Antwort. Eine, die mich deutlich spüren ließ, dass sie mir die Stille damals wirklich übel nahm. Wohl noch immer ein bisschen. Trotz all der Jahre die seither vergangen waren. Ich war eine Enttäuschung für sie und hatte nun die Gelegenheit, das gutzumachen.
Was soll ich sagen? Ich kam nicht zum Antworten. Es fehlte die Zeit und in Wahrheit wohl der Reiz, der wirkliche Wille. Und wieder plagt mich ein bisschen mein schlechtes Gewissen. Aber welche Glaubwürdigkeit hätte ein weiterer Versuch der Kontaktaufnahme? Ich lebe wohl nun damit, dass mich in der Ferne ein engelsgleiches Mädchen für unzuverlässig und doof hält.
Das Punker-Mädchen? Lebt inzwischen ein recht zivilisiertes Leben und rief mich gerade gestern an. Uns verbindet nun seit mehr als zehn Jahren, seit eben diesen zwei Tagen, die ich damals in Potsdam verbrachte, eine lose aber schöne Freundschaft.
Nach dem Anruf saß ich im Taxi und musste kurz an das andere Mädchen denken. Ich würde sie gern mal wieder treffen. Nach mehr als zehn Jahren. Ich mag solche Begegnungen.
10:45 Uhr von sebas
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Kommentar von ella,
Mittwoch, 15. September 2004, 11:30
Ich fühle mich dem Punker-Mädchen zwar irgendwie näher - auch wenn's bei mir damals mehr schlabbrige Wollpullis und lila Tücher waren - aber wenn ich dieses engelsgleiche Wesen wäre, dann würde ich Dich zum Teufel jagen, wenn Du nochmal ankämst ... aber ein engelsgleiches Wesen wird da wahrscheinlich zarter reagieren. ;-)
Antwort von nelly_pappkarton,
Mittwoch, 15. September 2004, 22:56
Das andere Mädchen zu sein, ist bestimmt doof.
Glaube ich.
Glaube ich.
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