Wow. Ein Herzklappenfehler.
Der große Tag. Die erste Begegnung mit dem Kardiologen. Nach Notaufnahme und Langzeit-EKG endlich die Chance, mit jemandem über die Situation zu sprechen, der etwas davon versteht.
Der jemand ist aber auch nicht sonderlich kommunikativ. Ein alter, zerstreuter Professor, der nach abgestandenem Kaffee riecht, dienstags Herzkateder legt, immer "Jajajaja" sagt oder "Is nich schlimm, is nicht schlimm" und trotzdem oder vielleicht auch deshalb vertrauenswürdig in Herzangelegenheiten wirkt. Irgendwie niedlich, aber nur bedingt aussagekräftig. Ich lerne schnell, dass ich ihm am besten nur Fragen stelle, die mit Jajajaja oder Neinneinnein zu beantworten sind.
So tasten wir uns langsam vor. Zu meinem Langzeit-EKG sagt er nur Jajajaja. Und als ich ihm erzähle, dass ich keine Extra-Schläge mehr spüre, dafür aber von Zeit zu Zeit leichten Druck und leichte Schmerzen, gleichsam einräume, dass das natürlich auch Einbildung sein könne, weil ich eben so intensiv daran denke, sagt er Jajajaja.
Dann geht es zum Ultraschall. Erst die Schilddrüse, dann das Herz. Ich habe ja auf Ultraschall-Monitoren schon so manches wabern sehen. Aber das eigene Herz – das ist schon etwas besonderes. Und dann sagt er plötzlich wissend "Aha". Mehr nicht. Ich frage "Achso?" und er schweigt, starrt weiter auf den Monitor und ich höre mein Herz schlagen und sehe, wie Herzklappen sich öffnen und wieder schließen.
Später stellt sich heraus, dass ich meiner Diagnose morgens dank Frau Franziskript bereits hier begegnet war:
Das ist mal Fakt. Eine Herzklappe öffnet sich zu weit, wenn ich das Genuschel richtig verstanden habe. Menschen mit diesem Fehler neigen zu Herzrhythmusstörungen. Aber das ist ungefährlich. Man kann nichts dagegen tun und trotzdem alt damit werden.
Die endgültige Diagnose für die aktuellen Probleme ist das aber noch immer nicht. Im Ausschlussverfahren tasten wir uns in den nächsten Tagen weiter voran. Nach und nach werden üble Optionen wie Herzmuskelentzündung oder Schilddrüsenfehlfunktion abgecheckt.
Zunächst geht es zum Belastungs-EKG. Herr Kid fragte ja bereits danach. Die niedliche Assistentin bittet ihre Kollegin um Aufgabentausch und begleitet mich in die Kammer.
Und dann heißt es, in die Pedale treten. Verlangt wird ein konstanter Wert von 50 bis 60 Umdrehungen pro Minute. Nur der Widerstand steigt stetig im Zwei-Minuten-Takt. Erst 50 Watt, dann 100, 150, am Ende der 200 steige ich aus. Mein Herz rast. Und das hat mit der Assistentin nichts zu tun.
Mit ihr plaudere ich anfangs noch. So bis 150 Watt. Wir scherzen ein wenig. Naja, ich scherze, sie lacht. Und erzählt, dass sie fast jeden Abend reiten geht. Das erklärt einerseits ihre Figur, lässt andererseits ahnen, wie sie riecht, wenn sie abends nach Hause kommt. Auch darüber scherzen wir.
Dann bittet sie mich, noch einmal im Wartezimmer Platz zu nehmen. Ich sehe, wie der Doktor an die Theke tritt, auf den Ausdruck des EKGs schaut, etwas nuschelt und verschwindet. Dann kommt eine Schwester und sagt mir, es sei alles in Ordnung, ich könne gehen. Und anstelle der Klarheit, die ich erwartet hatte, begleiten mich nur neue Fragezeichen, als ich durch den Abend nach Hause fahre, wo ich eine Dose Suppe, zwei Bagels und vier Puddings in mich hineinstopfe.
Hatte ich erwähnt, dass mir schon die zweite Anzughose um den Bauch rum nicht mehr passt? Ausgerechnet die beiden Anzüge aus Paris, wie mir gerade auffällt.
Der jemand ist aber auch nicht sonderlich kommunikativ. Ein alter, zerstreuter Professor, der nach abgestandenem Kaffee riecht, dienstags Herzkateder legt, immer "Jajajaja" sagt oder "Is nich schlimm, is nicht schlimm" und trotzdem oder vielleicht auch deshalb vertrauenswürdig in Herzangelegenheiten wirkt. Irgendwie niedlich, aber nur bedingt aussagekräftig. Ich lerne schnell, dass ich ihm am besten nur Fragen stelle, die mit Jajajaja oder Neinneinnein zu beantworten sind.
So tasten wir uns langsam vor. Zu meinem Langzeit-EKG sagt er nur Jajajaja. Und als ich ihm erzähle, dass ich keine Extra-Schläge mehr spüre, dafür aber von Zeit zu Zeit leichten Druck und leichte Schmerzen, gleichsam einräume, dass das natürlich auch Einbildung sein könne, weil ich eben so intensiv daran denke, sagt er Jajajaja.
Dann geht es zum Ultraschall. Erst die Schilddrüse, dann das Herz. Ich habe ja auf Ultraschall-Monitoren schon so manches wabern sehen. Aber das eigene Herz – das ist schon etwas besonderes. Und dann sagt er plötzlich wissend "Aha". Mehr nicht. Ich frage "Achso?" und er schweigt, starrt weiter auf den Monitor und ich höre mein Herz schlagen und sehe, wie Herzklappen sich öffnen und wieder schließen.
Später stellt sich heraus, dass ich meiner Diagnose morgens dank Frau Franziskript bereits hier begegnet war:
Das ist mal Fakt. Eine Herzklappe öffnet sich zu weit, wenn ich das Genuschel richtig verstanden habe. Menschen mit diesem Fehler neigen zu Herzrhythmusstörungen. Aber das ist ungefährlich. Man kann nichts dagegen tun und trotzdem alt damit werden.
Die endgültige Diagnose für die aktuellen Probleme ist das aber noch immer nicht. Im Ausschlussverfahren tasten wir uns in den nächsten Tagen weiter voran. Nach und nach werden üble Optionen wie Herzmuskelentzündung oder Schilddrüsenfehlfunktion abgecheckt.
Zunächst geht es zum Belastungs-EKG. Herr Kid fragte ja bereits danach. Die niedliche Assistentin bittet ihre Kollegin um Aufgabentausch und begleitet mich in die Kammer.
Und dann heißt es, in die Pedale treten. Verlangt wird ein konstanter Wert von 50 bis 60 Umdrehungen pro Minute. Nur der Widerstand steigt stetig im Zwei-Minuten-Takt. Erst 50 Watt, dann 100, 150, am Ende der 200 steige ich aus. Mein Herz rast. Und das hat mit der Assistentin nichts zu tun.
Mit ihr plaudere ich anfangs noch. So bis 150 Watt. Wir scherzen ein wenig. Naja, ich scherze, sie lacht. Und erzählt, dass sie fast jeden Abend reiten geht. Das erklärt einerseits ihre Figur, lässt andererseits ahnen, wie sie riecht, wenn sie abends nach Hause kommt. Auch darüber scherzen wir.
Dann bittet sie mich, noch einmal im Wartezimmer Platz zu nehmen. Ich sehe, wie der Doktor an die Theke tritt, auf den Ausdruck des EKGs schaut, etwas nuschelt und verschwindet. Dann kommt eine Schwester und sagt mir, es sei alles in Ordnung, ich könne gehen. Und anstelle der Klarheit, die ich erwartet hatte, begleiten mich nur neue Fragezeichen, als ich durch den Abend nach Hause fahre, wo ich eine Dose Suppe, zwei Bagels und vier Puddings in mich hineinstopfe.
Hatte ich erwähnt, dass mir schon die zweite Anzughose um den Bauch rum nicht mehr passt? Ausgerechnet die beiden Anzüge aus Paris, wie mir gerade auffällt.
09:25 Uhr von sebas
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Kommentar von ella,
Dienstag, 16. November 2004, 22:40
Noch kein Kommentar?
Hm, keiner traut sich, weils was mit Krankheit zu tun hat?
Oder zu wenig Mädels?
Na, da Sie noch nicht mit Blaulicht in's Krankenhaus abtransportiert wurden, sag ich mal: nehmen se's nicht so schwer - er hat ja gesagt, dass man damit gut alt werden kann.
Oder zu wenig Mädels?
Na, da Sie noch nicht mit Blaulicht in's Krankenhaus abtransportiert wurden, sag ich mal: nehmen se's nicht so schwer - er hat ja gesagt, dass man damit gut alt werden kann.
Antwort von nelly_pappkarton,
Mittwoch, 17. November 2004, 09:03
Ich wollte eigentlich was zu den Anzughosen sagen, wußte aber nicht, ob er das in seinem Zustand verträgt *g*
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Antwort von moppelchen,
Mittwoch, 17. November 2004, 12:03
Dann spiele ich mal den erhobenen Zeigefinger: Herr Sebas, ich vermisse ganz eindeutig das "fünfmal frisches Obst oder Gemüse" auf Ihrem Speiseplan. Ein frisch gepresster Orangensaft in der Frühe reicht doch nicht!
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Kommentar von monolog,
Mittwoch, 17. November 2004, 20:41
Ich beantrage nur noch schöne, weibliche Ärzte für Herrn Sebas. Bei den Frauen isser doch nie auf den Mund gefallen (zumindest erweckt er den Eindruck hier) und würde sich sicher nicht einfach so ohne weitere Erklärung nach Hause schicken lassen ;o)
(Weia,SieIhre Herzklappen machen ja Sachen. Sollte es ein wenig knapp werden mit den erwünschten Jahren, ich schenk Ihnen ein paar von mir - ich sterbe nämlich vorzeitig, voraussichtlich schusseligkeitsbedingt in einem unwahrscheinlich dummen Unfall, wird mir gern prophezeit. Hier, nehmen Sie sich ein paar von den guten)
(Weia,