Als ich die Katze totschlief.
Ich hatte das wirklich nicht gewollt. Ganz im Gegenteil. Sie war doch mein Baby. Das kleine Kätzchen, das meine Schwester einst mit nach Hause brachte.
Sie habe es in einem Karton gefunden, an einer Straße, das einzig lebende Katzenbaby zwischen toten Fellknäueln. Nur um Jahre später zu gestehen, dass sie die Geschichte erfunden habe, um dem Kätzchen all mein Mitleid zu Teil werden zu lassen. Man muss wissen - ich bin in einer Familie von Täuschern, Trinkern und Tricksern aufgewachsen.
Wie dem auch sei, ich nahm mich des Tieres, das ich Banane taufte, an. Nun war ich Katzenmutti. Rund um die Uhr kümmerte ich mich um meinen Nachwuchs.
Sogar in der Schule hatte ich mein Kind bei mir. Es brauchte ja regelmäßig sein Fläschchen. So band ich mir ein Tuch - ein Pali-Tuch natürlich, die Zeit war damals so - weit um den Hals und darin schlief mein Schützling. Gewärmt von meinem damals noch flachen Bauch, geschützt von meinen Händen.
Ich erinnere gern jene Szene im Geschichtsunterricht, als Banane über meine Schulbank lief und plötzlich jämmerlich begann zu mauzen. Das Tier hatte Hunger und schrie nach Milch. Begleitet von den schwer zu deutenden Blicken meines Lehrers, verließ ich den Raum, um Banane das Fläschchen zu geben.
Ich wundere mich heute noch über das Verständnis des Lehrkörpers. Ahne aber auch, dass es wahrscheinlich pädagogische Kapitulation vor meinen stets wechselnden Eskapaden war.
Irgendwann war Banane, so glaubte ich wenigstens, groß genug, um mit mir im Bett zu schlafen. Am Tag der Beerdigung meiner Großmutter stellte sich das als Irrtum heraus.
Meine Mutter stand im Zimmer, um mich zu wecken. Mein erster Blick an diesem Morgen galt Banane, landete jedoch im Leeren. Ich wurde zunächst nervös, dann panisch, auf jeden Fall sehr schnell wach. Ich schaute, tastete, suchte mit allen Sinnen.
Bis ich irgendwann diese flauschige Wärme unter meinem Hüftknochen spürte und eine Erkenntnis langsam in meinem Großhirn Raum griff. In grausiger Erwartung hob ich meinen Knabenkörper und unter meinem Becken lag sie.
Ein flunderförmiges Kätzchen mit heraushängender Zunge. Offensichtlich hatte mein Baby sich nachts selbstständig gemacht, war nach unten gekrabbelt und zu klein, um meinen Körper abzuwehren.
Der Moment, in dem ich den leblosen Körper in jenen Fluss gleiten ließ, der sein Bett vor unserem Haus hatte, gehört zu den traurigsten in meinem Leben. Trauriger jedenfalls als die Beerdigung meiner Großmutter, deren Tod mir aufgrund ihrer unausstehlichen Art relativ egal war.
So aber flossen mir den ganzen Tag die Tränen und meine Verwandschaft hatte einen sehr Anteil nehmenden Beerdigungsgast. Wenigstens einmal keine Außenseiterrolle, weil ich den wahren Grund meiner Trauer verschwieg.
Sie habe es in einem Karton gefunden, an einer Straße, das einzig lebende Katzenbaby zwischen toten Fellknäueln. Nur um Jahre später zu gestehen, dass sie die Geschichte erfunden habe, um dem Kätzchen all mein Mitleid zu Teil werden zu lassen. Man muss wissen - ich bin in einer Familie von Täuschern, Trinkern und Tricksern aufgewachsen.
Wie dem auch sei, ich nahm mich des Tieres, das ich Banane taufte, an. Nun war ich Katzenmutti. Rund um die Uhr kümmerte ich mich um meinen Nachwuchs.
Sogar in der Schule hatte ich mein Kind bei mir. Es brauchte ja regelmäßig sein Fläschchen. So band ich mir ein Tuch - ein Pali-Tuch natürlich, die Zeit war damals so - weit um den Hals und darin schlief mein Schützling. Gewärmt von meinem damals noch flachen Bauch, geschützt von meinen Händen.
Ich erinnere gern jene Szene im Geschichtsunterricht, als Banane über meine Schulbank lief und plötzlich jämmerlich begann zu mauzen. Das Tier hatte Hunger und schrie nach Milch. Begleitet von den schwer zu deutenden Blicken meines Lehrers, verließ ich den Raum, um Banane das Fläschchen zu geben.
Ich wundere mich heute noch über das Verständnis des Lehrkörpers. Ahne aber auch, dass es wahrscheinlich pädagogische Kapitulation vor meinen stets wechselnden Eskapaden war.
Irgendwann war Banane, so glaubte ich wenigstens, groß genug, um mit mir im Bett zu schlafen. Am Tag der Beerdigung meiner Großmutter stellte sich das als Irrtum heraus.
Meine Mutter stand im Zimmer, um mich zu wecken. Mein erster Blick an diesem Morgen galt Banane, landete jedoch im Leeren. Ich wurde zunächst nervös, dann panisch, auf jeden Fall sehr schnell wach. Ich schaute, tastete, suchte mit allen Sinnen.
Bis ich irgendwann diese flauschige Wärme unter meinem Hüftknochen spürte und eine Erkenntnis langsam in meinem Großhirn Raum griff. In grausiger Erwartung hob ich meinen Knabenkörper und unter meinem Becken lag sie.
Ein flunderförmiges Kätzchen mit heraushängender Zunge. Offensichtlich hatte mein Baby sich nachts selbstständig gemacht, war nach unten gekrabbelt und zu klein, um meinen Körper abzuwehren.
Der Moment, in dem ich den leblosen Körper in jenen Fluss gleiten ließ, der sein Bett vor unserem Haus hatte, gehört zu den traurigsten in meinem Leben. Trauriger jedenfalls als die Beerdigung meiner Großmutter, deren Tod mir aufgrund ihrer unausstehlichen Art relativ egal war.
So aber flossen mir den ganzen Tag die Tränen und meine Verwandschaft hatte einen sehr Anteil nehmenden Beerdigungsgast. Wenigstens einmal keine Außenseiterrolle, weil ich den wahren Grund meiner Trauer verschwieg.
09:38 Uhr von sebas
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Kommentar von evasive,
Dienstag, 14. Dezember 2004, 09:50
Eine Katze
mit dem Namen Banane ist prädestiniert für so ein Schicksal, jawohl, Schicksal.
Antwort von ella,
Dienstag, 14. Dezember 2004, 09:53
Schicksal?
Eine richtige Katzenmama hätte im Schlaf gemerkt, wenn's brenzlig wird ... nicht grad der sensibelste, unser Herr Sebas ... tststs
Mädels, sollte eine von Euch irgendwann Kinder mit dem Herrn haben, haltet bitte die Kinder aus den Betten fern!
Mädels, sollte eine von Euch irgendwann Kinder mit dem Herrn haben, haltet bitte die Kinder aus den Betten fern!
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Antwort von schwester beat,
Dienstag, 14. Dezember 2004, 09:53
über den Namen habe ich mich ebenfalls ein wenig gewundert - ich hätte selbst den jungen Herrn Sebas für einfallsreicher gehalten ;-)
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Kommentar von kookie,
Dienstag, 14. Dezember 2004, 13:46
der Herr sebas
scheint einen ausgezeichneten Schlaf zu haben, dagegen ist doch eigentlich nichts einzuwenden... abgesehen davon kann ich ihm nachfühlen: wenn so ein Tierchen stirbt, egal weshalb, ist das einfach nur schlimm!
p.s. Kinder gehören sowieso in ihr eigenes Bett.
p.s. Kinder gehören sowieso in ihr eigenes Bett.