Ich war mit Wortschnittchen im Bett.
"Au ja" jubiliert sie am Telefon als ich die gemeinsame Reise vorschlage. Und ich bin erleichtert. Ich habe eine Begleitung für den Jahresball der Nagelpflegeset-Industrie in einem Märchen-Schloss. Wortschnittchen ist die Frau im kleinen Schwarzen an meiner Seite.
Zugegebenermaßen gehören Nagelpflegeset-Vertreter nicht zwingend zu den Partylöwen. Aber einmal im Jahr lassen sie es richtig krachen. Diesmal im Gewölbe eines alten sächsischen Lustschlosses. Lust haben wir auch sofort bei Betreten des Schlosses. Auf Essen und Trinken am meisten. Die Reise war lang, der Weg beschwerlich.
Der Prosecco wirkt schnell. Meine Reflexe jedoch funktionieren. Und so löse ich den Vorsitzenden des Deutschen Nagelpflege-Verbandes (DNV) charmant wie schnell aus Wortschnittchens Umklammerung. Schließlich wird das Buffet eröffnet.
Wahllos schlemmen wir uns durch Wildschwein-Filets, Fasanen-Brust und eine Vielzahl lukullischer Hochgenüsse. Als die sächsische Spar-Version des André Rieu zu fideln beginnt, subtrahiere ich mich allerdings vom Tisch. Erst ein schmerzhafter Fußtritt meiner Begleiterin beendet eine lustvolle Kommunikation über Petiküre im Allgemeinen und die schönen Füße der Vizepräsidentin des Verbandes Deutscher Nagelpfeilenhersteller (VDNPH) unter ihrem Tisch.
Es ist Zeit, das Schloss zu besichtigen. Zwischen Geweihen und alten Ledertapeten liegen vielfältige historische Anekdoten, die ich alle vergessen habe. Vergessen habe ich auch, wie wir vom Schloss zurück ins Hotel kamen.
Ich weiß nur noch, dass nichts passiert ist, was die Überschrift dieses Textes rechtfertigt. Aber ich dachte, man könne die Leser erstmal mit pornografischen Erwartungen locken, bevor sie realisieren, dass Wortschnittchen und ich uns lediglich ein großes Doppelbett teilten. Ähnlich züchtig wie Brüderchen und Schwesterchen. Nur die Witze waren versaut.
Am nächsten Morgen laufe ich federleicht tirilierend mit meinem Reise-Eimerchen aus der Terassen-Tür des Hotelzimmers hinaus auf die Wiesen. Dort schüttle ich den Tau von den Grashalmen im mein kleines Eimerchen. Wieder zurück, nehme ich eine Dusche daraus und fühle mich belebt wie lange nicht.
Wortschnittchen schließt derweil Freundschaft mit verschnupften Katzen. Und beide freuen wir uns daran, an einem abgeschiedenen Ort Landluft zu atmen, Hühnern beim Balzen zuzuhören, Pferden beim Spiel mit einem Hund zuzusehen und doch wieder in die große Stadt zu dürfen.
Ach, was das schön. Ich kann Frau Wortschnittchen nunmehr auch als Reisebegleitung wärmstens empfehlen. Situationselastisch, parkettsicher und charmant gab sie jene Frau Sebas, für die alle sie gehalten hatten und ich sie mir manchmal wünschte.
18:27 Uhr von sebas
| Link
| 4x mitgegeplaudert
| Mitplaudern
Kommentar von lentando,
Samstag, 15. Januar 2005, 18:48
"Petiküre"
Bist du wirklich Nagelpflegeset-Vertreter?
Oder doch eher Waffenhändler oder so? :)
Oder doch eher Waffenhändler oder so? :)
Antwort von jeremin,
Samstag, 15. Januar 2005, 20:18
Der Verdacht kam mir auch. Bei den Nagelpfeilherstellern...;-)
Schön, dass Euch Schloss Moritz*burg gefallen hat.
Schön, dass Euch Schloss Moritz*burg gefallen hat.
... Link
Antwort von ella,
Samstag, 15. Januar 2005, 23:31
Mir isses ja auch sofort aufgefallen, das mit der Petiküre, aber da ist mir ja leider jemand zuvor gekommen ... wie gern hätt ich dem Herrn Sebas mal wieder ...... ;-) .... wer zu spät kommt, den bestraft das Leben ;-)
... Link
Kommentar von moppelchen,
Samstag, 15. Januar 2005, 23:46
So eine schöne Miez! Sie erinnert mich an Pamina, eine Katze aus der Sendung "Ein Herz für Tiere". Pamina schielte ein wenig und war sehr gesprächig. Sie hat mein Herz gebrochen.